Montag, 10. Juni 2019

Nächtliche Gedanken zu Kartoffelsuppe

Ich habe neulich was bei einer Online-Apotheke bestellt. Ein paar Vitamine, nix Wildes. Gerade habe ich das Paket ausgepackt und neben 3 Meter Luftpolsterfolie (kein Scheiß) waren auch ein paar Flyer und Proben dabei: mit Magnesium kann man ja noch mal was anfangen, aber mit meinen knapp 60kg brauche ich nun wirklich keine Abnehmprodukte - vor allem nicht von Nestlé!
Aus Neugier habe ich mir aber mal die Zutatenliste dieser "Suppe Kartoffel/Lauch" angeschaut und werde jetzt mit dem Buch "Zusatzstoffe von A bis Z" von Udo Pollmer einmal überprüfen ob Mangansulfat und Natriumselenit wirklich so wohlschmeckend sind, wie es klingt... (die interessanten Stoffe habe ich mal fett markiert)

  • Milcheiweiß: kann alles und nichts bedeuten, weil man mithilfe verschiedenster Stoffe und Verfahren so ziemlich alles aus Milcheiweiß machen kann, was man will, ohne es weiter zu deklarieren... Stichwort funktionale Additive.
  • Molkeneiweiß: same.
  • Maltodextrin: ein Kohlenhydratgemisch und Verdickungsmittel.
  • Kartoffelflocken: Wow, endlich etwas drin, was auch drauf steht! Kann ja nur lecker sein...
  • pflanzliche Öle (Rapsöl, Sonnenblumenöl): an sich in Ordnung, wenn auch bestimmt nicht bio oder von hoher Qualität.
  • Magermilchpulver: ein Pulver aus getrockneter Magermilch - wie überraschend.
  • Lauchflocken: Gourmetkost!
  • Aroma (enthält Natriumglutamat): Yay, Geschmacksverstärker! Deswegen braucht man auch nicht so viele richtige Lebensmittel mit Geschmack in dem Zeug. In Tierversuchen führten verschiedene Glutamatsorten übrigens zu Fortpflanzungsstörungen und Lernschwierigkeiten bei Nachkommen.
  • Kaliumcitrat: Ein Salz aus Zitronensäure.
  • Aroma: Mensch, so spezifisch!
  • Gummi Arabicum: Im ersten Moment wundert man sich ja was Gummi im Essen zu suchen hat, aber das Zeug stammt aus Akazien und wird seit Jahrhunderten verwendet, z.B. als Glanzüberzug für Dragees oder als Briefmarkenkleber.
  • Fructo-Oligasaccharide: Fructose-Ketten, die als Zuckeraustauschstoffe verwendet werden.
  • Spinatflocken
  • Fischöl: und damit ist das Zeug nicht mal mehr vegetarisch.
  • Inulin: auch Fructoseketten.
  • Natriumchlorid: Salz. Unser stinknormales Kochsalz.
  • Kaliumphosphat: Phosphate sind ziemlich umstritten... Rohphosphate können so lustige Verunreinigungen wie Arsen oder Uran enthalten...
  • Magnesiumcarbonat: Hier wahrscheinlich als Aufschluss von Milcheiweiß.
  • Emulgatoren:
    • E 471: Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren sind unbedenklich und halten das Produkt frisch.
    • E 472c: entsteht aus der Reaktion von Citronensäure mit Mono- und Diglyceriden. Stabilisiert Schaum und ist unbedenklich.
    • Sojalecithin: auch unbedenklich, ich bin überrascht wie ok die Zutaten bisher sind!
  • Stabilisatoren:
    • Carrageen: für Gesunde unbedenklich, aber dies ist ein Produkt für übergewichtige Personen und Carrageen kann für Menschen mit Darmproblemen schädlich sein.
    • Natriumphosphat: siehe Kaliumphosphat.
  • getrockneter Schnittlauch
  • Vitamine: Zum Glück macht die Dosis das Gift...
    • C: schützt zwar nicht vor Erkältungen, ist aber in geringen Dosen auch kein Risiko.
    • Niacin: ein Pseudovitamin, da es vom Körper selbst gebildet werden kann. Kann in hoher Dosis zu Vergiftung führen und hat in Versuchen Ratten dumm gemacht.
    • E: Ist eigentlich gar nicht lebenswichtig und damit auch kein Vitamin. Als Zusatzstoff in geringer Dosis harmlos.
    • Pantothensäure: ein Vitamin... B5 um genau zu sein. Eine monatelange Überdosis von mehr als10g/Tag führt zu leichten Darmstörungen bis Durchfall - richtig hardcore!
    • B6: wie der ganze andere Kram: in extrem hoher Dosis böse.
    • B1: Unterstütz die Leber beim Entgiften, kann in überhöhter Dosis ordentlich Schaden anrichten.
    • B2: unbedenklich, begünstigt in hohen Dosen aber Malaria. Was man nicht alles mitten in der Nacht noch aus Zutatenlisten lernen kann...
    • A: Als Zusatzstoff unbedenklich, als Präparat schadet es Rauchern noch mehr als die Zigaretten es allein schon tun.
    • Folsäure: ist genug in unseren normalen Lebensmitteln enthalten und kann das Krebsrisiko erhöhen, wir brauchen also keine zusätzliche Folsäure.
    • K: ist in meinem Buch nicht aufgelistet, aber laut Wikipedia brauchen wir das und es ist unbedenklich.
    • Biotin: brauchen wir für den Stoffwechsel.
    • D: Eigentlich ein Hormon...
  • Farbstoff (Curcumin): Curcumin ist der Farbstoff aus dem Gewürz Kurkuma und unbedenklich, wenn nicht sogar pharmakologisch vorteilhaft.
  • Calciumphosphat: und da sind wir wieder bei den Phosphaten. Dieses wird übrigens schon in niedriger Dosis als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt. Lecker!
  • Eisenpyrophosphat: eine veraltete Bezeichnung für Eisendiphosphat - diese Erkenntnis hat mir in meiner Recherche allerdings auch nichts gebracht...
  • Zinksulfat: Wird unter anderem als Holzimprägnierung, Flammschutzmittel und Brechmittel verwendet... keine Ahnung was das in Lebensmitteln zu suchen hat!
  • Kupfergluconat: Weder mein Buch noch Wikipedia kennen das, aber Ecosia (das Google für Ökos) hat einen Haufen Nahrungsergänzungsmittel ausgespuckt, die mit Kupfergluconat den Kupferhaushalt regulieren möchten.
  • Natriumflourid: Das Zeug ist einfach mal giftig... Ja ok, in geringen Dosen findet man es zur Kariesprophylaxe in Zahnpasta, aber braucht man wirklich eine Diätsuppe, die vor Karies schützen will? Ist das sinnvoll?
  • Mangansulfat: zum Desinfizieren und Färben geeignet. Beides Dinge die ich nicht in meinem Körper vor hatte...
  • Kaliumjodid: wird eigentlich mit I statt J geschrieben und ist das Zeug in Iodtabletten gegen Verstrahlung. Nestlé will uns auf alles vorbereiten!
  • Natriumselenit: Farbstoff, Zusatzstoff in Tiernahrung, Mittel in der Krebstherapie... was es nicht alles gibt.
  • Chromchlorid: Es gibt verschiedene Formen, die aber alle scheinbar hauptsächlich als Katalysatoren in chemischen Reaktionen verwendet werden.
  • Natriummolybdat: "Natriummolybdat wird als Analytisches Reagenz auf Alkaloide, zum Herstellen von Pigmenten und in der Medizin als Zusatzstoff in Sondennahrungen sowie zur Herstellung anderer Molybdänverbindungen verwendet. In der Landwirtschaft nutzt man große Mengen als Dünger." (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Natriummolybdat) ...alles klar.
  • Antioxidationsmittel:
    • E 304: Es konserviert.
    • E 306: Es konserviert. Außerdem ist es das gleiche wie Vitamin E.
  • Säureregulator (Zitronensäure): Macht sauer. Greift den Zahnschmelz an, aber dagegen haben wir ja zum Glück Natriumflourid!

Zusammenfassung: diese Suppe enthält irgendwie wenig Suppe, aber dafür Vitamine, Hormone, Holzimprägnierung, Strahlenschutz, Färbemittel, Pestizide und Briefmarkenkleber. Guten Appetit!





Alle Angaben sind ohne Gewähr. Ich habe keine medizinische oder chemische Ausbildung.




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